Herzfrequenz Vol. 1: Philipp & Liam

Dies ist mein allererster veröffentlichter Roman. Geschrieben habe ich ihn gemeinsam mit meiner Autorenkollegin Elisa Schwarz.

›Herzfrequenz Vol. 1‹ erschien im Juni 2017 im Deadsoft Verlag. Entstanden ist der Roman jedoch lange vorher, nämlich schon im Herbst/Winter 2015 unter dem Arbeitstitel ›Himbeersoufflé und Klangstunde‹, weswegen die Jungs auch immer noch den internen Namen ›Himbeerjungs‹ behalten haben.


Viel Spaß mit Liam, David und Philipp!

 

Leseprobe: Hier ein Textausschnitt aus Liams Sicht:

 

»Hi, Liam. Genießt du immer noch das Feuer?« Er lallt ein bisschen und lässt sich auf der gleichen Stelle nieder, auf der vorher Philipp gesessen hatte. Eine der beiden Flaschen überreicht er mir, die zweite stellt er auf dem Boden ab.

»Ja, es ist schön hier.« Dankbar nehme ich einen großzügigen Schluck. Das viele Singen hat mich durstig gemacht. Außerdem, wenn er schon mal hier ist, bekomme ich vielleicht ein paar Antworten.

»Jetzt hab ich leider den Großteil deines Konzertes versäumt. Kilian war nicht zu bremsen.« David lacht übermütig. »Der wird morgen einen schrecklichen Kater haben, aber mir wird es nicht besser gehen. Ich bin ja froh, dass ich noch bis zum Feuer gefunden habe.« Er legt den Arm um mich und zieht mich an sich. Überrascht zucke ich zusammen, finde es unangenehm, so auf Tuchfühlung mit ihm zu sein. Gerade noch Philipp und jetzt David? Der süßliche Geruch von Marihuana haftet an seinem Anzug. Einiges an Alkohol scheint er auch intus zu haben, wie mir seine Fahne verrät. Ich fühle mich unbehaglich. Seine nächsten Worte bringen mich allerdings völlig aus dem Konzept.

»Lust mitzukommen heute Nacht?« Unverblümt fragt er mich. Sein warmer Atem, der meinen Hals streift, beschert mir Gänsehaut. Ich versuche, von ihm abzurücken, scheitere aber, weil er zu schwer an mir hängt. Am besten ignoriere ich seine Anmache. Ich hoffe, dass er sie aufgrund seines Alkoholpegels vergisst. Er ist heiß, ohne Frage, bloß ich bin – jetzt, nach Philipp – nicht offen für ein Abenteuer. Darüber brauche ich gar nicht nachzudenken.

Doch David ist nicht noch nicht betrunken genug. Ungeduldig wiederholt er seine Einladung: »Also, wie steht’s? Kommst du mit?«

»Ich … weiß nicht. David … du bist ein feiner Kerl und …« Ich winde mich auf der Suche nach passenden Worten, mag ihm keinen Korb geben. Die Verwirrung in mir steigert sich allerdings mit seinem nächsten Satz.

»Da wird Philipp aber enttäuscht sein. Mach schon, gib dir einen Ruck.«

»Wie meinst du das mit Philipp?« Hat Philipp David zum Feuer geschickt, um vorzufühlen? Oder schiebt David Philipp vor, um mich ins Bett zu kriegen? Unter allen Umständen will ich vermeiden, in eine Falle zu tappen.

David lacht auf, umarmt mich fester und drückt mir einen Kuss auf die Schläfe. Elektrisiert setze ich mich auf, als ich seine kühlen Fingerspitzen unter meinem Shirt an meiner Seite spüre. »Philipp und ich, wir wohnen zusammen«, raunt er in mein Ohr. Zu dem Kribbeln, das immer noch da ist, obwohl ich seine Hand weggeschoben habe, gesellt sich ein wohliger Schauer, der über meinen Rücken rieselt. David weiß ziemlich genau, wie er auf andere Männer wirkt. Wenn man dann noch so ausgehungert ist, wie ich es bin, schlägt es vermutlich doppelt ein.

Die Idee klingt verlockend: Mit Philipp heimgehen. Da weitermachen, wo wir eben aufgehört haben. Ich setze meine Flasche an und trinke einen weiteren Schluck.

»Wo ist Philipp eigentlich? Ich hab ihm extra ein Bier mitgebracht und nun treffe ich nur dich hier?« Ist David jetzt erst aufgefallen, dass sein Mitbewohner gar nicht da ist? Dann hat Philipp ihn doch nicht zu mir geschickt?

»Keine Ahnung.« Ich zucke mit den Schultern, lasse mir meine leichte Enttäuschung nicht anmerken. »Er wollte eigentlich gleich wiederkommen, aber das ist schon etwas länger her.« Kurzerhand leere ich meine Flasche.

David bückt sich langsam und überreicht mir die zweite. »Dann trink du mal, und wenn er nicht bald kommt, sollte ich meinen Süßen wohl suchen gehen.« Er schmunzelt. »Ich hoffe aber, dass mich Philipp hier finden wird. Im Moment bin ich froh, dass ich sitze.«

Gedankenversunken drehe ich die Bierflasche in meinen Händen. Er hat Philipp seinen Süßen genannt – das zweite Mal schon. Die beiden sind so vertraut, so eng. Trotzdem küsst Philipp mich. Ihr Beziehungsstatus verwirrt mich immer mehr. Warum hat Philipp mich gefragt, ob ich ein Spieler bin? Ich schließe die Augen und träume erneut von unserem Kuss. Ich bin eingeladen in seine – ihre – Wohnung. Das ist eine Chance für mich, Philipp näherzukommen.

David lehnt sich wieder schwer gegen mich, holt mich damit in die Realität zurück. Der Alkohol und das Gras machen ihm zu schaffen. Ich wundere mich, wie geschickt er es überspielt und wie zusammenhängend er noch sprechen kann. Er hat wohl Übung.

»Also was ist jetzt?«

David gibt nicht auf. Ich antworte ihm nicht, bin gerade frustriert, dass die Einladung vom Falschen kommt. Wie soll ich darauf reagieren? Wo bleibt Philipp überhaupt? Er sollte zusehen, dass er David nach Hause kriegt. Ich könnte mich gern als ritterlicher Helfer anbieten und ihn begleiten. Bei dem Gedanken schmunzle ich. David lächelt mich selig an, beugt sich zu mir herunter und drückt mir einen alkoholschwangeren Kuss auf die Lippen. Überrascht drehe ich meinen Kopf weg.

David lacht und fährt durch mein Haar. Plötzlich geht ein Ruck durch ihn. »Philipp, da bist du ja!«

Ich fahre schockiert mit dem Kopf herum. Philipp steht auf der anderen Seite des Feuers und sieht uns an. Wie lange beobachtet er uns schon?

»Komm, wir gehen nach Hause.« David ist nicht zu bremsen. Er steht auf und torkelt leicht, als er versucht, einen Schritt zu machen. »Liam kommt übrigens mit. Ich hab ihn eingeladen.«

Erschrocken springe ich auf. David interpretiert meine Geste falsch und zieht mich an sich, ehe ich abhauen kann. Ich traue mich nicht, Philipp anzuschauen, der inzwischen vor uns getreten ist.

»Wunderbar, ich werde euch nicht aufhalten.« Philipp hält David seine Tasche vor die Nase. »Hier, die hast du bei Kilian liegen lassen.« Er klingt genervt.

David umarmt ihn einhändig, drückt ihn an seine Brust. Ich löse mich eilig von den beiden und trete einen Schritt zurück, gerade als er Philipp auf die Wange küsst. »Nicht sauer sein. Ohne dich wäre ich doch sowieso nicht heimgegangen. Danke für die Tasche, mein Lieber. Ich bin heute irgendwie vergesslich.«

Aufmerksam beobachte ich sie und kaue unschlüssig auf meiner Unterlippe herum. Es wird Zeit, dass ich mich zurückziehe. Mit den Zweien nach Hause zu gehen, ist eine ganz blöde Idee. »Nun denn, ich sollte jetzt los«, murmle ich, bevor ich es mir anders überlege, und drehe mich nach meinem Gitarrenkoffer um.

»Nichts da, du kommst mit zu uns!« David lässt sich nicht von seinem Vorhaben abbringen.

Meine Entschlossenheit wankt. Ich kann ja erstmal mitgehen. Die Möglichkeit wieder abzuhauen, habe ich immer noch. Meine Neugier und vor allem die Gelegenheit, mehr Zeit mit Philipp zu verbringen, siegen über meine Unsicherheit. »Okay, wenn ihr einen Schlafplatz für mich hättet? Eine Couch oder so?« Vielleicht kann ich damit Davids Erwartungen an mich zurückzuschrauben.

»Wir haben auch ein Bett.« David lacht mich an. »Sogar zwei, wenn man es genau nimmt. Große noch dazu. Wir müssen uns nur eines davon aussuchen.« Oha, so viel zum Thema Erwartungen. Damit habe ich nicht gerechnet. Philipp wohl auch nicht.

»David? Was soll das werden?«, knurrt der ihn ärgerlich an. Mir wird es auch gerade zuviel. »Also, nein … ich … Es ist wirklich kein Problem für mich, nach Hause zu fahren.«

David schwankt an Philipps Seite und schafft es dennoch irgendwie, mir seinen Arm um die Schulter zu legen. Grinsend beugt er sich zu mir herunter. »Es ist auch kein Problem, wenn du mit zu uns kommst.« Ein weiterer Kuss landet auf meinen Lippen. Ich reiße meine Augen auf, mir fehlen kurzzeitig die Worte. »Na? Was ist?«

Fragend schaue ich Philipp an. Was will er?

»Wenn du möchtest, komm mit.« Seine Stimme klingt neutral. Er lässt in keiner Weise durchsickern, wie er dazu steht. Was er von der Nacht erwartet.

Zögernd willige ich ein. »Okay.«